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来源类型 | Country Reports |
规范类型 | 报告 |
Konflikt um Berg-Karabach | |
其他题名 | Droht ein neuer Krieg im Südkaukasus? |
Thomas Schrapel; Florian Constantin Feyerabend | |
发表日期 | 2016-04-05 |
出版年 | 2016 |
概述 | In dem lange Zeit als „eingefroren“ betrachteten Territorialkonflikt um die Region Berg-Karabach zwischen Armenien und Aserbaidschan kommt es seit dem Wochenende zu Kampfhandlungen. Es sind die schwersten Gefechte seit Inkrafttreten des brüchigen Waffenstillstands von 1994. Binnen weniger Stunden wurde das enorme Eskalationsrisiko dieses Konflikts verdeutlicht. Ein „heißer Konflikt“ würde die gesamte Region in Mitleidenschaft ziehen. Ein Blick auf aktuelle Allianzen und Interessensphären gibt kaum Anlass zu der Annahme, dass dieser Konflikt in absehbarer Zeit endgültig beigelegt werden könnte. |
摘要 | Seit dem frühen Morgen des 2. Aprils wird über erhebliche Kampfhandlungen unter Einsatz schwerer Waffen an der Kontaktlinie zwischen Aserbaidschan und dem von Armenien kontrollierten Gebiet um Berg-Karabach berichtet. Berichten zufolge kamen hierbei auch Kampfpanzer, schwere Artillerie, Kampfhubschrauber und bewaffnete Drohnen zum Einsatz. Zwar gibt es derzeit keine verlässlichen Angaben über Opferzahlen, die armenische Seite berichtet von mindestens 18 getöteten und 35 verletzten armenischen Soldaten. Aserbaidschan bestätigte bislang den Tod von 12 eigenen Soldaten. Auch sollen Zivilisten auf beiden Seiten ums Leben gekommen sein. Unabhängige Beobachter sprechen daher bereits von den schwersten Gefechten seit Inkrafttreten des Waffenstillstands von 1994. Während sich Baku und Eriwan gegenseitig die Schuld für die Eskalation vorwerfen, dauern die Kämpfe weiterhin an. Es besteht damit die reale Gefahr, dass sich der lange Zeit als „eingefroren“ betrachtete Konflikt zu einem „heißen Krieg“ entwickelt, mit unvorhersehbaren Folgen für die Stabilität des Südkaukasus und die regionale Machtbalance. Auch wird ein Stellvertreterkrieg zwischen der Türkei und Russland nicht mehr ausgeschlossen. Hintergrund des Konflikts um Berg-KarabachStreitpunkt in dem mehr als zwei Jahrzehnte andauernden Konflikt zwischen den beiden ehemaligen Sowjetrepubliken Armenien und Aserbaidschan ist die Region Berg-Karabach. Das vor dem Konflikt zu 75 Prozent von ethnischen Armeniern besiedelte Gebiet war als Autonomes Gebiet Bestandteil der Aserbaidschanischen Sozialistischen Sowjetrepublik. Mit dem aufkeimenden Nationalismus in der Endphase der Sowjetunion entwickelten sich ab 1988 auch in Berg-Karabach Bestrebungen einer Loslösung von Aserbaidschan, die schließlich ab 1992 in einen offenen Krieg zwischen der Republik Armenien und Truppen der 1991 proklamierten Republik Berg-Karabach auf der einen Seite, und den Streitkräften der Republik Aserbaidschan auf der anderen Seite mündete. Dem Konflikt, der 1994 durch einen Waffenstillstand „eingefroren“ werden konnte, fielen bisher schätzungsweise 30 000 Menschen zum Opfer, Hunderttausende wurden zur Flucht gezwungen. Armenien und die international nicht anerkannte Republik Berg-Karabach kontrollieren seither nicht nur die unmittelbare Region, ein Gebiet, das nur etwa fünf Prozent des aserbaidschanischen Staatsgebietes ausmacht. Weitere sieben umliegende aserbaidschanische Regionen sind ebenfalls unter armenischer Kontrolle. Diese Provinzen sind seit der Flucht und Vertreibung von Hunderttausenden aserbaidschanischen Bewohnern unbewohnt und gelten der armenischen Seite als Sicherheitsgürtel für die Exklave Berg-Karabach. Somit sind derzeit etwa 20 Prozent des völkerrechtlich zu Aserbaidschan gehörenden Territoriums unter armenischer Kontrolle. Völkerrechtliche Prinzipien und KonfliktlösungsmechanismenDie völkerrechtlich als militärische Besatzung zu bewertende andauernde Okkupation der Gebiete durch Armenien wurde von der internationalen Gemeinschaft verurteilt und kritisiert, unter anderem durch vier UN-Sicherheitsresolutionen, Stellungnahmen der NATO und der Europäischen Union sowie in einer Resolution des Deutschen Bundestages von 2009. Diese stützen sich auf das völkerrechtliche Prinzip der Unverletzlichkeit der Grenzen und der territorialen Integrität, wonach die besetzten Gebiete zu Aserbaidschan gehören. Armenien wiederum verweist auf das völkerrechtliche Prinzip des Selbstbestimmungsrechts der Völker in dem mehrheitlich von Armeniern besiedelten Gebiet. Um eine friedliche Lösung des Konflikts und eine Versöhnung der miteinander konkurrierenden völkerrechtlichen Prinzipien bemüht sich seit 1992 innerhalb der OSZE die so genannte Minsk-Gruppe unter Ko-Vorsitz von Russland, Frankreich und den USA. Bislang konnten allerdings keine wirklichen Erfolge am Verhandlungstisch erzielt werden. Die erfolglosen Verhandlungen und der Faktor Zeit spielen aus aserbaidschanischer Perspektive daher der armenischen Seite in die Hände, da sich der Status Quo zu verfestigen droht. So hat Aserbaidschan in der Vergangenheit explizit wiederholt damit gedroht, Berg-Karabach zurückzuerobern, sollten internationale Bemühungen zur Lösung des Konflikts zu keinem Ergebnis führen. Klar ist allerdings, dass die Androhung oder Anwendung von Gewalt gemäß Artikel 2 Ziffer 3 und 4 der UN-Charta unzulässig ist. Dennoch ist es bereits in den vergangenen Jahren wiederholt von beiden Seiten zu Verletzungen des Waffenstillstands gekommen. Internationale Reaktionen und KonfliktkonstellationenUnmittelbar nach dem jüngsten Ausbruch von Gefechten entlang der Kontaktlinie meldeten sich Vertreter der internationalen Gemeinschaft mahnend zu Wort. Die OSZE und Deutschland, das derzeit den OSZE-Vorsitz ausübt, riefen beide Seiten dazu auf, „die Kampfhandlungen unverzüglich einzustellen und den Waffenstillstand in vollem Umfang zu respektieren“. Auch die UN, USA und die EU drängen auf ein Ende der Gewalt. Die Türkei hingegen, welche die Aserbaidschaner als „Turk-Brudervolk“ betrachtet, bezog rhetorisch deutlich Position zugunsten Bakus. Der türkische Staatspräsident Erdogan verkündete, dass man „Aserbaidschan bis zum Ende unterstützen werde“ und „bete, dass die aserbaidschanischen Brüder in der Auseinandersetzung siegreich sein werden“. Die Türkei und Aserbaidschan gelten als traditionelle Verbündete, zu Armenien unterhält die Türkei keine diplomatischen Beziehungen und die gemeinsame Grenze ist geschlossen. Russland wiederum ist sicherheitspolitischer Bündnispartner Armeniens – nicht jedoch der Republik Berg-Karabach. Im armenischen Gjumri unterhält Russland eine Militärpräsenz mit mehr als 5000 Soldaten. Auch politisch und wirtschaftlich hat Moskau Eriwan durch die Mitgliedschaft in der Eurasischen Wirtschaftsunion eng an sich gebunden. Dennoch hat Russland in einer ersten Reaktion beide Seiten zu beschwichtigen versucht. Es fällt auf, dass Russland bisher noch keine Seite einseitig für die Eskalation verantwortlich gemacht hat. Jedoch dürfte es in Russlands strategischem Interesse liegen, weiterhin Möglichkeiten der Einflussnahme sowohl gegenüber Eriwan als auch Baku aufrechtzuerhalten. Somit hat Moskau zwar kein Interesse an einer offenen Konflikteskalation, dennoch rüstet man seit Jahren beide Seiten massiv militärisch auf, wodurch sich die Eskalationsgefahr signifikant vergrößert hat. Analyse und AusblickAufgrund fehlender unabhängiger Berichterstattung ist es derzeit schwierig, eindeutig einen Verantwortlichen für die jüngste Eskalation der Gewalt auszumachen. In Expertenkreisen gibt es aber drei Lesearten der jüngsten Eskalation:
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主题 | Europäische und Internationale Politik ; Internationale Sicherheitspolitik |
URL | https://www.kas.de/en/country-reports/detail/-/content/konflikt-um-berg-karabach |
来源智库 | Konrad Adenauer Foundation (Germany) |
资源类型 | 智库出版物 |
条目标识符 | http://119.78.100.153/handle/2XGU8XDN/451608 |
推荐引用方式 GB/T 7714 | Thomas Schrapel,Florian Constantin Feyerabend. Konflikt um Berg-Karabach. 2016. |
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7_dokument_dok_pdf_4(26KB) | 智库出版物 | 限制开放 | CC BY-NC-SA | ![]() 浏览 | ||
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